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Ort: Hamburg

 

China-Boom: Preise für Textilien fallen kräftig

Verfasst am: 13.01.2005 09:46

China-Boom: Preise für Textilien fallen kräftig
Billigimporte: Nach dem Fall der Handelsschranken stocken große Textil-Händler wie Karstadt-Quelle und Otto ihre Einkäufe im Reich der Mitte deutlich auf.


Von Bob Geisler

Hamburg - Auf Deutschland rollt eine Welle billiger Textilien aus China zu. Nach dem Wegfall der Einfuhrquoten für Mode aus der Volksrepublik zu Beginn des Jahres wollen die größten deutschen Textilhändler KarstadtQuelle und Otto ihre Importe deutlich aufstocken, ergab eine Umfrage des Abendblatts. Die Unternehmensberatung Ernst & Young rechnet für den Verbraucher mit Preisnachlässen bis zu 15 Prozent. Auch der Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels geht von niedrigeren Preisen aus.

"Wir werden unsere Direktimportquote aus China von derzeit 34 auf 43 Prozent in diesem Jahr anheben", kündigte KarstadtQuelle-Sprecher Elmar Kratz an. Tendenziell würden dadurch vor allem einfache Artikel wie T-Shirts oder Strümpfe günstiger. Hochmodische Artikel werde man weiterhin aus nähergelegenen Ländern wie der Türkei importieren.

Der Hamburger Otto-Konzern will die Zahl seiner Einkaufsbüros in China erhöhen. "Wir werden vor allem Hosen, Pullover, Jeans und Damen-Unterwäsche verstärkt dort einkaufen", sagt Eckhardt Fechtner, Direktor Import. Auch er rechnet damit, daß sich die Einkaufspreise zumindest kurzfristig nach unten bewegen werden.

Das Hamburger Modeunternehmen Tom Tailor will ebenfalls seine Einfuhren erhöhen, mögliche Preisvorteile aber für die Verwendung besserer Stoffe nutzen. "Niedrigere Preise sind für unsere Kunden nicht so wichtig wie eine gute Qualität", sagte Tom-Tailor-Chef Michael Rosenblat dem Abendblatt.

Die Erwartung niedrigerer Preise hängt vor allem mit der Marktmacht Chinas zusammen, mit der das Land Billigproduzenten wie Indien oder Bangladesch zu Preissenkungen zwingen kann. Zudem hat das Quotensystem selbst die Textilien teurer gemacht, weil die chinesischen Hersteller für das Produktionsrecht zahlen mußten. Nach einer Schätzung der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) könnte sich der Weltmarktanteil Chinas von zuletzt knapp 18 auf bis zu 50 Prozent erhöhen.

Die deutsche Textilindustrie reagiert gelassen auf die Herausforderung. "90 Prozent der in Deutschland verkauften Kleidung werden schon heute im Ausland gefertigt", sagt Michael Fischbach, Sprecher des Gesamtverbands der deutschen Textilindustrie.

erschienen am 13. Januar 2005 in Wirtschaft beim Hamburger Abendblatt

Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2005/01/13/386555.html
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